Eine ladakhische Weisheit besagt: "Wenn ein Tal nur über einen hohen Pass zu erreichen ist, kommen lediglich gute Freunde oder schlimme Feinde."
...wir gingen als Freunde ins Industal und wurden auch als so empfangen...!!!
KULTURSCHOCK NEW DEHLI
Aber der Reihe nach: wir starten in Neu Dehli - die Hauptstadt Indiens und Chaosmetropole zugleich. Manch Reisender wollte schon postwendend wieder zurück ins Flugzeug flüchten und auch uns hält nichts fest und wir besteigen am selben Abend den Nachtzug nordwärts.
Unser erstes Ziel heisst Dharamsala bzw. Mc Lloyd Gange, Exilwohnsitz des politischen und religiösen Oberhaupts von Tibet, des Dalai Lamas.
YESHI TESNANG - unser Patenkind
Im Jahre 1959 flüchtete, der dazumal noch junge Dalai Lama mit der gesamten tibetischen Regierung aus Tibet, aufgrund der Unterdrückung des chinesischen Regimes. In Dharamsala bot die indische Regierung den Asylsuchenden ein vorübergehendes Domizil an.... Mittlerweile entstand eine tibetische Kleinstadt mit 10 000 tibetischen Einwohner - nach wie vor kommen jährlich viele neue Flüchtlinge dazu...
Wir besuchen das TCV (Tibetan Childern Village). Das TCV bietet Kindern, welche von Tibet auf gefährlichem Weg über den Himalaja via Nepal nach Dharamsala flüchten, ein neues Zuhause. Viele tibetische Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder unter Obhut des Dalai Lamas aufwachsen und nehmen dafür in Kauf, dass sie ihre Kinder nie mehr wieder sehen werden.
Mittlerweile leben über 2000 Kinder in diesem Dorf. Die Kinder erhalten hier nebst einer fundamentierten Schulausbildung das Wissen über die tibetische Kultur und Religion - Wissen, welches in Tibet selber nicht gepflegt werden darf, aufgrund der chinesischen Unterdrückung.
Wir beobachten die vielen glücklichen Kindergesichter, besuchen die Schulräume und dürfen sogar bei einem kleinen Singkonzert mit tibetischen Liedern anwesend sein. Einmal mehr wird uns durch unsere Reisen bewusst, welch prviligierte Kindheit wir geniessen durften. Wir möchten diese tibetischen Kinder und die ganze Ideologie der Kulturrettung unterstützen - so lernen wir Yeshi kennen, unser Patenkind aus Tibet.
ZWISCHENFALL
Tja, ein ca. 5 cm langer Zwischenfall geht glimpflich aus - nicht gerade mit neusten Materialien (Claudias Spitalherz ist entsetzt), wird Marco wieder "geflickt" - Narbe als Reisesouvenir garantiert..:-))
Unsere Reise geht weiter. Wir erreichen Manali, das letzte grössere Dorf bevor eine Schotterstrasse über die hohen Pässe des Himalajamassivs nach Ladakh führt.
In Manali kommen wir erstmals in den Sichtgenuss der Himalayariesen. Stolz ragen die Berge dem Himmel entgegen und erinnern uns an die Schweizer Alpen - einfach höher!!
Leider holt uns der Monsun ein und wir entscheiden uns, zügig den Wolkenstopper Himalaja zu überqueren - das Abenteuer der 2 tägigen Busreise nach Ladakh beginnt...
ADREANLINFAHRT TRANSHIMALAYA
Rauf und runter gehts mit einem Bus, der in der Schweiz als strassenuntauglich eingestuft wäre. Einige male stockt uns der Atem beim Blick der Abgründe, entlang welchen uns der Chauffeur in diesem Vehikel lenkt.
UNVERGESSLICHE EINDRÜCKE TRANSHIMALAJA
Aber wir werden auch immer wieder belohnt. Wunderschöne Ausblicke auf das Himalajagebirge, grandiose Durchquerung von kargen Hochtälern und das Überqueren von Pässen über 5000 M.ü.Meer! Eindrücke welche wir nie vergessen werden!!!
INDUSTAL
Ladakh ist etwa so gross wie die Schweiz und in 2 Regionen aufgeteilt. Das Industal mit der Provinzhauptstadt Leh und das weniger bewohnte Zanskartal. Auf dem Foto sieht man eindrucksvoll wie der Indusfluss (grün) und der Zanskarfluss (braun) zusammen fliessen. Unter dem Namen Indus bringt dieses Gewässer Millionen von Menschen in Pakistan das Lebenselixier Trinkwasser, bevor er ins arabische Meer fliesst.
Ladakh liegt sehr abgeschieden. Das Erreichen per Bus oder Auto ist nur im Sommer möglich, da während den langen Wintermonaten alle zuführenden Pässe tief verschneit sind. In dieser Zeit kann das Tal nur noch per Flugzeug erreicht werden.
I FEEL FREE!!!
Das Landschaftsbild von Ladakh ist sehr zerfurcht und erinnert an eine Wüstenberglandschaft mit tiefen Tälern und hohen schneebedeckten Bergen. Es heisst, in Ladakh falle weniger Regen pro Jahr als in der Sahara. Ladakh ist geprägt von einem kurzen heissen Sommer und langen eisigkalten Wintern!
GRÜNOASEN
Grün ist es eigentlich nur in unmittelbarer Flussnähe oder da wo die Bewohner die Erde bewässern. Zu diesem Zweck wurden unzählige Bewässerungskanäle angelegt und es entstanden viele, viele kleine Grünoasen mit angegliederten Dörfer und Klöster.
Auf unseren Wanderungen zeigt uns dieser intensivgrüne Farbtupf immer schon von Weitem, wo Leben stattfindet!
LADAKHIS
Wer die rauhe Gebirgsregion als Lebensraum wählt, muß sich dem Land anpassen.
Das Leben der Ladakhis wird geprägt durch ihre Umwelt, durch den Lauf der Jahreszeiten, die Gemeinschaft, ihre Traditionen und die Religion.
Es sind nur vier kurze Sommermonate, in denen die Ladakhis fast die gesamte Arbeit des Jahres erledigen - das Klima bestimmt den Rhythmus. In dieser Zeit wird für alles gesorgt, was notwendig ist: Nahrung, Kleidung und Behausung. Die Ernährung ist hauptsächlich vegetarisch und besteht aus selbst angebautem Getreide sowie einigen Gemüse- und Früchtesorten. Der berühmte Buttertee und "chang", starkes, selbstgebrautes Gerstenbier, sind die bevorzugten Getränke der Ladakhis. Während der übrigen acht Monate widmen sich die Menschen vorwiegend traditionellen Festen, dem Geschichtenerzählen und Musikmachen.
TIBETISCHER BUDDHISMUS
Ungeachtet der politischen Zugehörigkeit lebt in Ladakh die Tradition des tibetischen Buddhismus und hat Land und Leute über Jahrhunderte hinweg geprägt.
Wer diese Region in Indiens nordwestlichstem Bundesstaat bereist, begegnet auf allen Wegen Zeugnissen der buddhistischen Religion: Jedes Dorf hat sein Kloster (gompa), jeder Pfad seine Gebetssteine (chörten), viele Anhöhen ihre Gebetsfahnen, die die Anliegen zu den Göttern und in die Welt hinaus tragen mögen.
Letztlich ist es auch der Zugehörigkeit zu Indien zu verdanken, daß so viele der Bauten erhalten geblieben sind. Sie wurden nicht - wie in Tibet - Opfer der chinesischen Kulturrevolution. Viele Tibeter sind in den 60-er Jahren ins benachbarte Ladakh geflohen, um ihre Kultur und Religion leben zu können.
KLOSTER THIKSE
Imposant liegt das Kloster Thikse über dem Tal des Indus und ist schon von weit her sichtbar. Uns erinnert der Anblick dieses Bauwerkes stark an den Potala in Lhasa - nur stimmt hier die landschaftliche Umgebung... ohne die chinesische Schnellstrasse davor:-)). Über 100 Mönche beten und arbeiten in dieser burgähnlichen Anlage. Die Mönche leben in kleien Häuschen am Berghang unterhalb des schönen Klosters.
PUJA...
Wir nehmen an einer Puja-Zeremonie - der traditionellen Danksagung und Meditation - teil. Im Hintergrund sitzend beobachten wir die Mönche beim Mantra murmeln. Immerwieder schleppen junge Novizen Teekannen durch die Reihen und giessen salzigen Buttertee in die Teeschalen.
Wir sitzen lange und lassen uns durch die meditative Stimmung und das monotone Gemurmel in den Bann ziehen...
TREKKERS PARADIES...
Trekkingparadies Ladakh...zu Fuss erkunden wir dieses so wunderschöne und vielfältige Hochland. Tageland wandern wir über karge Felshänge, durch grüne Oasen...rasten oder schlafen in kleinen Dörfern oder Klöster. Wir können uns keine schönere Fortbewegungsart als so vorstellen. Schritt für Schritt die Umgebung entdecken...die Sicht, Farbe der Steine, die Wolkenformationen...wir beobachten Menschen bei der Arbeit, Tiere beim grasen - erst aus Distanz und dann Meter um Meter näher...
Wenn die kleinen Dörfer passieren, ertönt
von allen Seiten ein freundliches Julee, julee...oft werden wir spontan
auf eine Tasse Tee eingeladen, die wir natürlich immer gerne annehmen!!
NACHMITTAGSTEE
Teatime - einmal mehr:-)).... Wie wir, scheinen auch die Ladakhis einen Sinn für kleine Pausen zu haben und meistens legt die ganze Familie ihre Arbeit kurz nieder um diese Momente mit uns zu verbringen. Wir geniessen die Nähe zu den Einheimischen und sie geniessen die Alltagsabwechslung durch unser Erscheinen. Zum Thema werden auch immer unsere Rucksäcke...neugierig wird Probe getragen und über das Gewicht diskutiert;-))...
KLOSTER LAMAYURU
In Ladakh hat es viele Klöster, welche wie Vogelnester auf Hügel thronen oder Berghänge zieren... Mit einem solchen Klosterfoto startete unser Traum Ladakh und weckte so unsere Faszination. Es ist immer wieder von Neuem ergreifend, wenn wir uns einem Kloster nähern!
MÖNCHSCHULE
Beim Klosterbesuch Rimpong geniessen die Novizen gerade ihre Mittagspause. Neugierig fragen sie Marco nach einem Foto von ihnen uns sind ganz fasziniert, als sich sich selber auf dem Kameradisplay betrachten können...
UNSERE GASTGEBER
Auf unseren Trekkingtouren übernachten wir jeweils in privaten Wohnhäusern bei ladakhischen Familien. Wir geniessen und bewundern immer wieder die enorme Gastfreundschaft, die uns entgegen gebracht wird.
Bei Ankunft wird uns immer sofort Tee angeboten, den wir auf dem Hausdach geniessen dürfen. Meistens versammelt sich innerhalb kurzer Zeit die ganze Nachbarschaft um uns "Langnasen" zu bestaunen...
BUTTERTEE
Der berühmte Buttertee...naja, er ist nicht ganz unser Geschmack. Trotzdem beobachten wir natürlich neugierig die Herstellung dieses Nationalgetränkes.
BUTTER HERSTELLEN
Butter über alles...sei es für Tee, zum Kochen oder als Opfergabe in den Klöster. Bei soviel Bedarf ist natürlich die regelmässige Herstellung nötig: dies ist Aufgabe der Frau - abends in der Küche zieht sie schwungvoll an ihrer Schwingvorrichtung und plaudert mit der versammelten Familie...
ABENDGEBET
Der Grossvater der Familie kann unseren Gesprächsversuchen nicht folgen und widmet sich in der Ecke seinem Abendgebet. Zwischendurch unterbricht er sein Gemurmel und lächelt uns strahlend an, bevor er wieder in sein rythmisches Lesen zurück sinkt.
LANDWIRTSCHAFT
Die Landwirtschaft wird bis heute in reiner Handarbeit betrieben und ist dementsprechend mühsam. Es werden hauptsächlich die anspruchslose Gerste und etwas Weizen angebaut, eine kleiner Gemüsegarten mit Kräutern schmückt das Haus jeder Familie.
TEENIES IN LADAKH
Tennie sein in Ladakh ist sicher nicht einfach. Wir beobachten, wie gerade sie dem grossen Spagat zwischen traditionellem Leben und der modernen Welt ausgesetzt sind. Oft sind auch sie unsere Ansprechspersonen, da sie durch die Schulbildung wenig Englisch sprechen.
Meistens liegt die Schule der Oberstufe Tagesmarschreisen entfernt, so dass die Jugendlichen oft früh das Elternhaus verlassen und bei Verwandten in der "Stadt" wohnen.
BIKEABFAHRT VOM HÖCHSTEN PASS DER WELT...
Per Mountainbike gehts vom höchsten motorisierten Pass der Welt (5600 Meter) abwärts ins Nubravalley...Nein, es ist nicht nur flottes Runtersausen, sondern anstrengendes Abwärtsfahren! Die Schotterpisten strapazieren Arme durch das Lenker festhalten und an's Absitzen ist gar nicht zu denken...trotzdem geniessen wir dieses Abenteuer und verbringen noch 2 weitere Biketage im isolierten Nurbratal.
PURE IDYLLE..?!?
Zwei Welten prallen in diesem Land je länger je mehr aufeinander: Die althergebrachte Kultur und die Traditionen der Ladakhis, stark ausgerichtet auf religiöses Dasein und bestimmend für das harmonische Zusammenleben dieser Menschen im Einklang mit der Umwelt...aber die Strassen sind entstanden, Flugverbindung finden statt...die westliche Kultur mit ihren technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften, die Globalisierung, schliesst auch Ladakh nicht aus und hinterlässt Spuren...
JULEE LADAKH!!
Der Abschied von Ladakh fällt uns schwer - der Besuch dieses abgelegenen Hochtal hat uns mehr geschenkt als schöne Landschaftsbilder, Abenteuer und kulturelle Begegnungen. Wir haben eine Zufriedenheit und Gelassenheit entdeckt...ausgestrahlt durch die Menschen die hier leben...
Irgendwie haben wir wircklich das Gefühl, in Ladakh ist man dem Himmel ein bisschen näher...Julee!